Fahrt nach D.

seine sehnsucht reißt ihn aus der heimat ein vertriebener der weg führt ins endlose was unendlich ist war vorher endlich alles ist endlich auch diese reise er lacht weil er sieht in den scheiben des eilenden zuges ein gesicht was dem seinen zu ähneln scheint aber der schaffner erkennt es nicht nicht die frau im abteil faltig ein krebsgeschwür am hals lymphdrüsenkrebs wahrscheinlich knoten unter den armen am hals diagnose tödlich zwei monate noch was lacht die noch hat noch zug zu fahren ihre reise ist doch schon längst beendet wer hat das zugelassen ein sitz ist völlig verdreckt die hände fettig er bekommt nirgends etwas ordentliches zu essen der hunger trieb ihn von station zu station im koffer ein handtuch wäre es nass ein schöner traum über dem kopf zusammengebunden interressant wie lange könnte man da noch durchatmen wie lange wohl herr doktor die fahrkarten bitte es ist ein brilliger mensch mit überbiß eine zange als legitimation gleich wird er seine lippen durch löchern die brustwarzen wie lange hält man es aus ein nasses handtuch zerstochene brustwarzen der schaffner lacht alle lachen alle haben gültige fahrtausweise wissen wann sie herausgeworfen werden mengele verschwindet hinterrücks aus dem abteil taucht nirgendwo mehr auf knipst mit seiner zange kleine pikante stücke aus fremder leute leber bei lebendigem leib natürlich alles lacht die gleise singen im takt jetzt ein stück fleisch zwischen den zähnen er schaut der alten in den schritt moder sumpft ihn an seine mutter ruft seinen namen aus schwindelnder höhe essen essen kommst du jetzt er kommt nicht das fleisch es ist tödlich generationen alter leute starben an ihrem fleisch es löste sich in fetzen wurde zerfetzt vom alter von granaten giftgas die alte beißt in einen apfel nach dem krieg es gab ja nichts dem tod von der schippe gesprungen ins nichts geworfen ins tägliche die fahrt über den abgrund hoffnung der erste winter schrecklich in den kzs starben nur diebe und mörder essen essen mit dem handwagen über die dörfer kartoffeln geklaut kohlen für einen biedermeierschrank vom großvater gott hab ihn selig wir haben von nichts gewußt der schrecklichste winter seit menschengedenken war es nicht strafe genug hat die alte das alles überlebt um nun hier im zug an drüsenkrebs zu sterben in einen apfel beißend der ausgepackt aus einer folie nichts dafür kann wie sollte er auch für ihn ist die fahrt zu ende aber ihn gab es nicht er hört nicht das staccato der schwellen die stöhnenden polnischen zwangsarbeiter die riesigen hämmer er existiert nicht nicht so wie er der fahren muß um anzukommen wie sie die sterben muß wie der schaffner der hinter glas verschwinden muss um ungebeten in eine anderes abteil zu tölpeln was wäre wenn der betrunkene fahrdienstleiter das signal übersähe vor dem vorortzug nicht mehr zum halten kommend schlagzeilen machen würde morgen im Xstädter anzeiger wäre seine reise zu ende wie die reisen der anderen auch derer die fähig waren ein massaker zu überleben selbst diesen winter 45/46 den die alte in folie eingepackt mit sich herumträgt ein erbstück unbezahlbar noch für zwei monate in sinnloser erinnerung nicht aufgeschrieben nur erzählt ihren kindern deren kinder die äpfel stehlen in nachbars garten das haben wir alle gemacht ja ja sein koffer hat sich geöffnet vom eintönigen tanzen des wagons er weiß was er abschließt nichts weil er nichts braucht nichts nötig hat auf seiner reise vielleicht ein brot das würde genügen er hat nicht daran gedacht sich zu versorgen die sorge um nichts hielt ihn davon ab die alte steht auf stellvertretend für eine ansiedelung zeigt sich ein rostiges schild am fenster mit menschen darunter die die alte ablösen werden mit anderen krankheiten ansteckenden vielleicht offene tuberkulose entflohene aus psychatrischen anstalten die an offener tuberkulose leiden und in ihrem wahn es nicht wissen das blut auf dem hemd nasenbluten vielleicht denkt der einfältige reisende und für ihn ist diese fahrt seine letzte die zu seinem bruder dem entflohenen der sich flüchtend in dieses abteil verirrte den platz der alten einnimmt nicht minder schlecht riecht nach moder morschen knochen den tod im atem den schwachsinn auf den lippen körperkontakt suchend witze reißt die keiner versteht verstehen will die wirren satzfetzen in ihrer verworrenheit nur dem irren klarsichtig der ein universum beherrscht das seiner reise die enden wird mit jedwedems tod auch mit dessen tod dessen tasche sich immer und immer wieder öffnet die schon bessere zeiten gesehen hat und schlechtere schreckliche das schild verschwindet der schwachsinnige bleibt natürlich ohne gültigen fahrtausweis der schaffner ist längst verschwunden ein glück ein massaker ein kleiner karneval der tuberkel er reißt das fenster auf sieht bäume bäume wiesen bäume dieses land hier verträgt keine menschen nur schaffner und schwachsinnige alte mit krebsgeschwüren und flüchtige flüchtige vor diesem täglich tod warum kann der zug nicht denken ist er zu schnell überholt er seine gedanken ist ihnen immer voraus wäre das nicht ein zustand gänzlich gedankenlos den dingen immer voraus er ist nur reisender in vollen zügen genießt er sein leben nirgends ist er zu haus er hat angst vor dem ende der fahrt der zug hat es nicht besser schleppt sein ende immer mit sich herum zu hause gibt es keinen richtigen tod nur im bett darum weil er nicht zu hause sterben möchte fährt er durch die welt ein reisender in sachen tod er hat nichts zu verlieren sein paß ist seine angst sein unsteter geist damit kommt er überall durch er hat schon alles ausprobiert alle länder gesehen allenthalben fremde erde betreten neuland ist für ihn heimat dort wartet der tod nicht zwischen durchschwitzten laken orgasmen altersdemenzen auf ihn gemütlich wie ein guter freund er weiß kommt er zurück ist er verloren am herd ist der held keiner mehr die frau hat ihn verlassen im zurückbleiben dort ist sie fern geworden seiner lust begierde verfügung die ferne ist sein halt in der entfernung das ende der fernung der vernunft die näherung an das eigentliche den eigentlichen tod nicht den lieben onkel mit totenschädel und sense der nicht der ist ein freund seines vaters seiner mutter großmutter sein tod ist ein anderer ein wunder ein wunderbarer bei lebendigem leib werden sie ihm die haut abziehen das HEMD AUSZIEHEN oder ihn zerstückeln während eine superacht sanfte surrt oder seinen hoden mit einem bananenmesser während seine schreie in einem urwald verhallen oder die giftspritze die geschworenen sind schwarz weiß mit tränen in den augen ein glanz, ein hochglanz in den augen titelseiten im blick oder der sprung vom eiffelturm er brennt erhängt NEIN NEIN DAS IST NICHT GEMÜTLICH das ist das ende.

Bologna 1096 friedrich 11-96 bologna
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